Mehr Wert

Für Amberg Hospach startet 1979 eine neue Ära. Dank dem Schulterschluss mit Vebego International (dazumal Hago) erobert das junge Unternehmen gut kapitalisiert Anteile im stark fragmentierten Markt. Noch ist vom anstehenden Outsourcing-Boom wenig zu spüren.

Es ist die Ruhe vor dem Sturm, bevor der Sektor in den 1990er Jahren unbemerkt von der Öffentlichkeit mächtig Auftrieb bekommen sollte. Das Schweinwerferlicht gehört aber damals wie heute anderen Branchen. 

Im März 1980 sorgt Audi am Genfer Autosalon mit dem Audi quattro für Furore. Es ist der erste PKW mit permanentem Allradantrieb. Gleichzeitig gewinnt der Übergang vom Industrie- in das Informationszeitalter an Fahrt. Die Nachfolger der ersten Personal Computer von IBM und Apple stehen in immer mehr Büros und Haushalten. Datenträger wie die Videokassette boomen; nicht zuletzt dank Jane Fonda, die Aerobic via VHS in die heimischen Stuben bringt. Aber die Jahre ihres Ruhms – der Kassette, nicht jener von Jane Fonda – sollten kurz sein.

Bei den Nationalratswahlen 1983 gewinnt die Grüne Partei Schweiz (heute«Grüne») in Genf, in der Waadt und in Zürich je einen Sitz. In die Mitte der Gesellschaft katapultiert wird das Thema Umweltschutz 1986. Am 1. November kommt es zu einem Grossbrand im Industriegebiet von Schweizerhalle, nahe Basel. Das vergiftete Löschwasser fliesst in den Rhein, färbt das Wasser rot und tötet das Leben im Fluss. Auch bei Amberg Hospach dringt die Sorge um die Umwelt und das Klima immer mehr ins Bewusstsein. Heute ist das Erreichen der Klimaneutralität bis 2030 fest in der Unternehmensstrategie verankert.

TERRAINGEWINN

Amberg Hospach wächst in den 1980er Jahren umsatzmässig kräftig, kämpft aber auch mit Verlust. Es gelingt nicht, das hohe Umsatzwachstum in Gewinne umzumünzen. Das ändert sich, als Willi Kessi als CEO und Peter Lehmann als Marketingchef das Ruder in der zu Ende gehenden Dekade übernehmen. Es ist eine aufregende Zeit, nicht nur für Amberg Hospach: In der DDR kommt es zur friedlichen Revolution, erst in Raten. Am Ende ist das Regime weggefegt. Die Berliner Mauer fällt. Der Weg in den Westen ist frei.

«Die Freiheit, unternehmerisch tätig zu sein und Vebego aus kleinen 
Anfängen zu einem führenden Unternehmen zu entwickeln, war für mich massgebend.»

Peter Lehmann
ehem. CEO der Vebego (und VR), war 17 Jahre bei Vebego

Peter Lehmann –der Baumeister

1990 folgt Peter Lehmann dem Ruf seines Weggefährten Willi Kessi. Er startet bei Amberg Hospach als Marketingchef, übernimmt 1994 den Führungsstab, während sich Willi Kessi auf das VR-Präsidium zurückzieht. Es ist Peter Lehmann, der Vebego mehr und mehr vom Reinigungsunternehmen Richtung Facility Manager führt. Er ist ein Macher. Steckt die Ziele hoch, für sich und die anderen. Vom Shareholder-Value-Denken, das seit Mitte der 1980er Jahre auch in der Schweiz hoch im Kurs ist, hält er nicht viel. Dieser neue Typus von Manager*innen: Ihre Versprechen sind gross, der Zeithorizont klein. Für ihn und Vebego als Familienunternehmen gilt: Kundschaft halten, die Mitarbeitende fördern – das wird sich früher oder später in guten Zahlen niederschlagen. Das schafft Mehrwert. 2007 geht Peter Lehmann in den verdienten Ruhestand, nach 17 Jahren. Der Umsatz von Vebego hat sich in dieser Zeit verzehnfacht. /



Die Arbeitslosenzahlen 
schiessen in die Höhe. Auf 
Rezession folgt Stagnation.

Willi Kessi und Peter Lehmann konzentrieren sich derweil auf die Entwicklung der Verkaufsstrategie des jungen Unternehmens. Eine solche existierte bis dato nicht. Sie nehmen geografische Märkte und Geschäftsfelder unter die Lupe. Was sind die lokalen Eigenheiten? Wie ist die Kundschaft positioniert? Wer hat Bedarf an welchen Dienstleistungen? Erst als alles sauber geklärt ist, geht es auf Akquise. 

Der Erfolg lässt nicht lange auf sich warten. Amberg Hospach gewinnt das Thurgauer Kantonsspital Münsterlingen und den Schaffhauser Industriekonzern Georg Fischer als Kund*innen: zwei namhafte Referenzen. «Damit konnten wir zeigen, dass wir in der Lage sind, Grossaufträge erfolgreich zu bewältigen», erläutert Peter Lehmann heute rückblickend. Weitere grosse Namen folgen: die ETH Zürich zum Beispiel oder das Claraspital Basel. Das Tierspital Zürich, der Schweizerische Bankverein bzw. UBS sowie Teile des Filialnetzes von Coop oder das Glattzentrum bei Zürich – alle sind Kund*innen bis heute!

Geografisch expandiert Amberg Hospach in flottem Tempo. Präsenz vor Ort lautet die Devise. Nur wer die lokalen Eigenheiten kennt, die richtigen Leute kennt und die gleiche Sprache spricht, wird Fuss fassen. Erste Niederlassungen werden in Luzern, Aarau, Winterthur, Basel und Uri eröffnet. Mitte der 1990er wird Amberg Hospach den Sprung über den Röstigraben und über die Landesgrenzen hinaus nach Liechtenstein gelingen. 2003 sollte die Expansion über den Gotthard hinaus folgen.

EIN VERLORENES JAHRZEHNT…

In der Schweiz sagt der Souverän am 6. Dezember 1992 Nein zum EWR-Beitritt, hauchdünn (50,3 % Neinstimmen). Es ist ein Nein zur Abschaffung von Zöllen, zum freien Verkehr von Personen, Waren, Dienstleistungen und Kapital. Die Schweiz fällt in eine Rezession, das Wachstum des Bruttoinlandprodukts hinkt jenem der anderen Länder Westeuropas hinterher. Die Arbeitslosenzahlen schiessen in die Höhe. Auf Rezession folgt Stagnation. Die Neunziger, wirtschaftlich ein verlorenes Jahrzehnt.… 

NICHT FÜR AMBERG HOSPACH

Zwar herrscht Personalknappheit, aber das Unternehmen weiss sich geschickt zuhelfen. «Es war schwieriger, genügend gutes Personal zu finden als neue Aufträge zu generieren», erinnert sich Peter Lehmann und führt aus: «Wir richteten daher den Fokus auf geografische Gebiete mit hoher Eigenreinigungsquote aus. Dort konnten wir das Personal übernehmen, die Abläufe rationalisieren und so die freiwerdenden Kapazitäten für andere Aufträge einsetzen.»

Amberg Hospach kommt mehr als gut durch die konjunkturelle Krise. Sie ist so klug und hält sich aus dem zunehmenden Verdrängungskampf in der Branche heraus. Ihr Augenmerk gilt der Qualitätssicherung. Alle Arbeiten für ihre Kundschaft unterstellt sie den internationalen Anforderungen nach der ISO-Norm 9001. Damit gehört sie zu den allerersten der Branche. /




«Ich bin Dienstleister mitLeib und Seele!»

Brahim Klimenta
Sektorleiter Unterhaltsreinigung, bei Vebego seit 1995


Ein entscheidender Move
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