«Wir sind ambitioniert und neugierig auf die Zukunft.»

Herr Santagada, von der Reinigerin bis zum Gärtner sagen Ihnen alle «Du»: Nagt das nicht am Respekt des Chefs?
Ganz und gar nicht. Vebego ist eine Familie, wenn auch eine grosse (lacht), da duzt man sich. Bei uns definiert sich Respektüber gegenseitige Wertschätzung, Integrität, Fairness, Vertrauen und nicht darüber, welche Position jemand hat. Meine Eltern kamen in den 1960er Jahren von Italien in die Schweiz. Mein Vater war Fabrikarbeiter, meine Mutter Reinigungskraft in  meinem Schulhaus. So schliesst sich der Kreis...

Reinigen ist jedoch eine Arbeit, auf die oft noch herabgesehen wird...
.... Was der Realität überhaupt nicht gerecht wird. Die Wahrnehmung hat sich mit der Corona-Pandemie aber doch auch geändert. Denn Hygiene hat sich als eine der wichtigsten Waffen im Kampf gegen das Virus erwiesen. Reinigung wurde zum systemrelevanten Beruf. Das hat unserer Arbeit viel Respekt gebracht und unsere Mitarbeitende zu Recht Stolz gemacht. Das reicht uns aber nicht. Wir werden die Öffentlichkeit weiter konsequent aufklären. 

Bei Vebego wird Vielfalt und Inklusion grossgeschrieben, aber mit Blick auf den obersten Kader gibt es Luft nach oben. Einverstanden? 
Absolut. Mehr Vielfalt im Management ist Teil unserer Strategie. Wir wollen auf allen Ebenen ein Spiegel der Gesellschaft sein, sei es punkto Geschlecht, ethnisch-kulturellem Hintergrund oder sexueller Ausrichtung. 

Über das gesamte Unternehmen gesehen aber scheint das mit Mitarbeitenden aus rund 100 Nationen recht gut gelungen zu sein…
Als Familienunternehmen gehört Diversity ganz selbstverständlichzu unserer Kultur. Wir bieten allen Menschen, die mit uns Impact schaffen wollen, eine Arbeit. Bei uns gelten über-50-Jährige nicht einfach zum alten Eisen. Menschen mit einer geistigen, verhaltensbedingten Behinderung arbeiten in der Reinigung, im Landschaftsbau, im Catering und in der Pflege. Das sind Arbeiten von Wert. 

In den vergangenen Jahren hat Vebego das Geschäft diversifiziert, ist längst kein klassisches Unternehmen für Reinigung und Unterhalt mehr. Besteht da nicht die Gefahr der Verzettelung?
Wir bleiben fokussiert und spezialisieren im Kerngeschäft auf komplexe Branchen. Beispiel Flughäfen: Hier kommen zum klassischen Geschäft ganz spezifische Anforderungen hinzu. Denken Sie an die hohen Sicherheitsanforderungen, an die Dynamik – auf eine Minute kann sich der gesamte Arbeitsplan ändern. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, haben wir 2015 Vebego Airport gegründet. Sie ist gleich vor Ort am Flughafen Zürich domiziliert. Auch betreuen wir den Flughafen in Genf.


Für Spitäler oder Pflegeheime dürften ebenso sehr spezifische Anforderungen gelten…
Ja, hier kann Sauberkeit und Hygiene über Leben und Tod entscheiden. Mit Santé sind wir in diesem Bereich stark positioniert. In der Reinigung betreuen wir seit vielen Jahren Heime und Spitäler – übrigens auch für tierische Patient*innen. Das Tierspital Zürich zählt zu unseren aller ersten Kund*innen und ist bis heute Kunde geblieben

Auch das Claraspital Basel gehört zu den ältesten...
... rund ein Vierteljahrhundert! Wir arbeiten mit den meisten Kund*innen über viele Jahre zusammen. Im Austausch lernen wir viel. Oft mangelt es gerade in der Pflege vielen Spitälern und Heimen an Personal. Darauf haben wir mit der Gründung des Joint Venture Care People reagiert, das Fachpersonal im Gesundheitsbereich vermittelt. 

Ist Vebego im klassischen Geschäft mit Zukäufen dagegen eher zurückhaltend? 
Der Markt ist seit Jahren hart umkämpft, der Druck auf die Margen hoch. Hier bauen wir auf Service, Service und nochmals Service. 2015 haben wir Swiss Servicepool übernommen und uns geographisch ein Jahr zuvor mit der Akquisition der Cleaning Services in Genf deutlich verstärkt. 

Als Meilenstein darf man die Übernahme von Move Consultants 2018 bezeichnen, nicht?
Ja, Move ist grösste Datentreuhänderin für Immobilien in der Schweiz. Damit können wir unserer Kundschaft nun eine völlig neue Perspektive und Qualität an Dienstleistungen für ihre Immobilien anbieten. Move kann das gesamte Immobilienportfolio von Kund*innen virtuell zum Leben bringen. 

Was heisst das in der realen Welt?
Die Menschen wollen ihre Arbeit zwischen Homeoffice und Büro vermehrt aufteilen können. Für die Firmen heisst das, dass die Arbeitsplätze der einzelnen Mitarbeitenden kombiniert werden müssen. Innerhalb der Firma müssen Büroräume entsprechend konzipiert werden. Arbeitsplätze müssen flexibel sein, mehreren Menschen dienen, die zu unterschiedlichen Zeiten im Unternehmen sind. Dennoch brauchen Teams Orte, wo sie zusammensitzen können, sich austauschen, Ideen kreieren. Zudem wird auch bei der Konzeption dieser Arbeitsplätze Nachhaltigkeit grossgeschrieben. Das alles krempelt die Organisation der gesamten Arbeitswelt um.

Und wie will man hier Nachhaltigkeit erreichen?
Eine Entwicklung aus dem Hause Move ist «Your OFFICE». Sie knüpft an das Prinzip der Kreislaufwirtschaft an. In der Schweiz landen pro Jahr 500‘000 Tonnen Möbel, vor allem Büromöbel, in der Kehrichtverbrennung – ein riesiger Verschleiss an Ressourcen. «Your OFFICE» arbeitet dagegen nach dem Prinzip «Möbel nutzen statt besitzen». Das verlängert die Lebenszeit von Mobiliar massiv und kostet die Nutzer*innen weniger, was nicht nur nachhaltig ist, sondern auch wirtschaftlich. 

So wie das Vebego am Schweizer Hauptsitz im Yond-Gebäude Zürich gleich selbst gemacht hat?
Genau. 2020 sind wir hier eingezogen. Die Möbel sind gebraucht, restauriert und aus wiederverwerteten Materialien. Ändern sich Anforderungen oder ganz einfach der Geschmack, dann landen sie nicht mehr in der Kehrichtanlage, sondern gehen zurück in den Kreislauf. Das gesamte Gebäude ist im Übrigen nach Minergie-Standard gebaut.

Auf Gruppenebene hat sich Vebego zum Ziel gesetzt, bis 2030 CO2-neutral zu arbeiten. Wie soll das erreicht werden?
Wir konzentrieren uns auf Massnahmen, die einen möglichst grossen Hebel versprechen und die praxistauglich sind. Beispielsweise werden wir die gesamte Fahrzeugflotte auf E-Autos umstellen. Ausserdem nehmen wir alle unsere Gebäude unter die Lupe, um die Energieeffizienz zu steigern und um die CO2-Emissionen zu reduzieren. Bei den Reinigungsmitteln verwenden wir nurmehr solche, die einen nachweisbar geringen Einfluss auf die Umwelt haben. Und bei der Beschaffung von Reinigungsmaschinen arbeiten wir mit Unternehmen zusammen, die sich selbst verpflichtet haben, ressourceschonend zu produzieren und zu arbeiten. Der Fahrplan Nachhaltigkeit steht, inklusive der Kontrollen.

Das sind ambitionierte Ziele. Voraussetzung für alles unternehmerische Tun ist aber, dass ein Unternehmen überhaupt nachhaltig wächst und profitabel ist. Ist Vebego gut genug aufgestellt, um fit zu bleiben?
Wir müssen uns verbessern. Schauen Sie auf all die Einheiten, die wir in der Schweiz und auf Gruppenebene haben. Heute läuft bei Vebego International und in der Schweiz viel zu viel parallel: eigene Tools, eigene Controller, ein eigenes Backoffice.  

Innerhalb der Vebego Group gibt es zig Finanzsysteme, weit mehr als 100 juristische Personen. 2020 zählten wir noch 40 vollständige Audits pro Jahr und 50 Prüfungen bei den Joint Ventures. Wollen wir aber weiterhin erfolgreich sein, Mehrwert für unsere Kundschaft schaffen, mehr als eine herkömmliche Arbeitgeberin sein und positiven Impact erzielen, dann müssen wir unsere Kräfte bündeln und fitter werden.

Das heisst?
Auf Gruppenebene hat Vebego die Strategie «Designing ourFuture» lanciert. Die Organisation wird verschlankt, von heute rund 100 Unternehmen sollen es bis Ende 2023 noch knapp ein Dutzend sein. 

Wird Vebego in der Schweiz nun künftig an den kurzen Zügel genommen?
Nein. Freier Unternehmergeist ist Baustein unseres Erfolgs und das bleibt er auch. Unter dem Dach des Mutterhauses werden wir aber von schlankeren Systemen profitieren und können untereinander Synergien nutzen. Das stärkt unsere Position und Profitabilität. 

Es sind also auch weitere Zukäufe möglich?
Derzeit sind wir die Nummer vier in der Schweiz. Wir verfolgen, können Boden gut machen. Das ist doch sehr viel interessanter als eine Spitzenposition zu verwalten. Um Vebego voranzubringen, halten wir uns alle Optionen offen: Zukäufe, Partnerschaften, Innovationskraft ankurbeln,Trends antizipieren, Taktgeber sein. Das erfordert Teamgeist, Kreativität und Mut gehört auch dazu. Dann konsequent umsetzen. Bei Vebego sind wir noch immer hungrig, nich tsatt. Das spüren unsere Mitarbeitenden, genauso wie unsere Kundschaft.

Wo sehen Sie für Vebego die grössten Herausforderungen in den kommenden Jahren?
Die Anforderungen an Reinigung, Unterhalt oder Immobilienmanagement werden immer komplexer. Wir brauchen gute Mitarbeitende, die wir trotz Kostendruck zu fairen Arbeitsbedingungen anstellen wollen. Hier werden wir als eigenfinanziertes Familienunternehmen auch künftig keine Kompromisse machen. Vebego wurde 2020 sowie 2022 mit dem Goldstandard «Great Place to Work» ausgezeichnet. Ein Great Place to Work wollen wir auch künftig bleiben. Es ist der beste Garant, um gute Mitarbeitende zu gewinnen und als Unternehmen erfolgreich zu bleiben. /

«Wir möchten allen Menschen, die mit uns Impact schaffen wollen, eine 
Arbeit bieten.»

Giuseppe Santagada

Familienmensch

Dr. Giuseppe Santagada ist Mitglied der Konzernleitung Vebego International mit mehr als 42'000 Mitarbeitenden. Zudem trägt er die Verantwortungfür die Vebego-Unternehmen in der Schweiz und in Deutschland. Er stiess 2018 zur Schweizer Vebego-Tochter. Der studierte Wirtschaftsingenieur promovierte im Bereich Management &Ökonomie. Gisueppe Santagada, oder Pino, wie ihn bei Vebego alle nennen, ist als gebürtiger Italiener wenig überraschend ein richtiger Familienmensch. /


Sadik


Objektleiter
bei Vebego seit 1997

«Mein Rat an junge Berufseinsteiger? Habt Freude bei der Arbeit!»

Sadik Ekin

Metecan Emre


Head of Operations
bei Vebego seit 2016

«Wir tracken täglich die Flugbewegungen und analysieren die gesamten operativen Handlungen, um uns kontinuierlich dem Daily Business 
anzupassen. Es ist ein ‹Muss›, immer up-to-date zu bleiben.»


Metecan Emre Yildirim




  
















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